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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Auch Bundespräsident Steinmeier reist zur Eröffnung des neuen Erinnerungsortes Trostenez nach Minsk

Auch Bundespräsident Steinmeier reist zur Eröffnung des neuen Erinnerungsortes Trostenez nach Minsk

In Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (unser Foto oben) wird am Freitag, 29. Juni 2018, ein neuer europäischer Erinnerungsort in Belarus der Öffentlichkeit übergeben. Der zweite Bauabschnitt der Gedenkstätte Trostenez im Wald von Blagowschtschina erinnert an die mindestens 50.000 Opfer – vor allem belarussische, österreichische, deutsche und tschechische Juden, Zivilisten, Partisanen, Widerstandskämpfer und sowjetische Kriegsgefangene –, die am Ort der größten Massenvernichtungsstätte in der deutsch besetzten Sowjetunion ermordet worden waren. Von deutscher Seite wird der neue Erinnerungsort im Wald von Blagowschtschina mit einer Million Euro unterstützt. „Wir freuen uns sehr, dass die zuständigen belarussischen Behörden positiv auf unsere Initiative reagiert haben und innerhalb von fünf Jahren ein gemeinsamer Erinnerungsort geschaffen wurde“, betont Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund.

Das IBB Dortmund organisiert eine Gedenkreise mit mehr als 100 Teilnehmenden aus Deutschland zur offiziellen Übergabe des neuen Erinnerungsortes.

Ein Blick auf die stilisierten Waggons, Sie sind Teil der neuen Gedenklandschaft zur Erinnerung an den Vernichtungsort Malyj Trostenez. Foto: Galina Lewina

Der neue Gedenkstättenabschnitt geht auf eine 2013 ins Leben gerufene Initiative des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks in Dortmund (IBB Dortmund) zurück. Die Idee war auf einer Gedenkreise mit rund 100 Teilnehmenden aus Deutschland entstanden und hatte vor allem in den Städten Berlin, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln, Bonn und Frankfurt große Unterstützung gefunden. Aus diesen Städten waren in den 1941/42 jüdische Mitbürger nach Minsk deportiert worden. Kommunen, Kirchen, private Spender, die Bethe-Stiftung, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie das Auswärtige Amt hatten daraufhin einen deutschen Beitrag in Höhe von einer Million Euro aufgebracht. Wesentlichen Anteil an dieser erfolgreichen Spendensammlung hatten auch die jüdischen Gemeinden, die katholische und die orthodoxe Kirche in Belarus sowie die Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk und die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk.

Der Entwurf für das Mahnmal „Der Weg des Todes“, das der 2014 verstorbene belarussische Künstler und Architekt Leonid Lewin entworfen hatte.

Im Mittelpunkt des neuen Abschnitts des Gedenkortes Trostenez steht das landschaftsarchitektonische Kunstwerk „Der Weg des Todes“, das der 2014 verstorbene belarussische Künstler und Architekt Leonid Lewin entworfen hatte. Mit fünf begehbaren Eisenbahnwaggons und weiteren noch in Planung befindlichen künstlerischen Elementen erlaubt es ein Einfühlen in die letzten 100 Meter der Menschen, die Anfang der 1940er Jahren von deutschen Besatzern angetrieben hier ihren letzten Weg antreten mussten.

34 Massengräber waren gleich nach Kriegsende entdeckt worden. In ihnen liegen die sterblichen Überreste von 50.000 bis 206.500 Menschen.

An die Massengräber erinnern im zweiten Bauabschnitt nun gepflasterte Grabfelder und Pylone, die eine Verbindung von Himmel und Erde symbolisieren sollen. Der erste Bauabschnitt des insgesamt rund 40 Hektar großen Erinnerungsortes war im Juni 2015 der Öffentlichkeit übergeben worden.

Das IBB Dortmund, die IBB „Johannes Rau“ Minsk und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sind zudem Träger der deutsch-belarussischen Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“, die zurzeit parallel in Belarus, Deutschland und weiteren europäischen Ländern gezeigt wird und den Vernichtungsort Trostenez sowie die mit ihm verbundenen menschlichen Schicksale europaweit bekannter macht.


Dieses 3D-Panorama vermittelt auf Google Maps einen Eindruck vom zweiten Bauabschnitt der Gedenkstätte Trostenez im Wald von Blagowschtschina. Durch das Foto navigieren Sie am Desktop-PC mit dem Cursor, am Smartphone mit den Fingern. Foto: IBB „Johannes Rau“ Minsk / IBB Dortmund.

„Die öffentliche Übergabe des neuen Gedenkstättenabschnitts ist für uns das Startsignal für den weiteren Ausbau unserer Bildungsarbeit“, sagt Dr. Astrid Sahm. „Denn es ist uns ein zentrales Anliegen, dass dieser europäische Erinnerungsort auch zu einem lebendigen, gemeinsamen Lernort wird.“

Weitere Informationen über unsere Initiative finden Sie hier.

Mehr Hintergrundinformationen über die Geschichte dieser Initiative finden Sie hier.