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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

IBB Dortmund zu Gast beim ersten Nationalen Forum für nachhaltige Entwicklung in Minsk

IBB Dortmund zu Gast beim ersten Nationalen Forum für nachhaltige Entwicklung in Minsk

Zum ersten Nationalen Forum für nachhaltige Entwicklung trafen sich rund 400 Vertreter der belarussischen Regierung, der Wirtschaft, der Regionen, der Zivilgesellschaft und namhafte Experten am Donnerstag, 24. Januar 2019, in Minsk. Aus Deutschland nahmen für das IBB Dortmund (IBB gGmbH Dortmund) Geschäftsführerin Dr. Astrid Sahm und Referentin Hanna Robilka sowie für die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. Geschäftsführer Dr. Klaus Reuter und wissenschaftlicher Projektmanager Moritz Schmidt teil. Die Arbeit der IBB gGmbH wurde sogar besonders erwähnt.

Belarus steht im weltweiten Ranking in Sachen Nachhaltigkeit gut da: Unter 156 Ländern liegt das EU-Nachbarland auf Platz 23. Damit erreicht Belarus schon jetzt eine Positionierung, die deutlich über dem Durchschnitt für Osteuropa und Zentralasien liegt. Der Erfolg wirkt als Ansporn. Das Land setzt seine Ansätze und die sichtbaren Erfolge der konsequent verfolgten Nachhaltigkeitsstrategie inzwischen selbstbewusst ein, um sich ein positives Image auf der Weltbühne zu verschaffen.

Uner Foto zeigt das Publikum des Nationalen Forums. Nur vier ausländische Experten waren zum ersten Nationalen Forum für Nachhaltigkeit Entwicklung in Minsk eingeladen.

Nur vier deutsche Experten waren zum ersten Nationalen Forum für Nachhaltigkeit Entwicklung in Minsk eingeladen.

Das erste Nationale Forum für nachhaltige Entwicklung diente denn auch der engeren Vernetzung von lokalen, regionalen und nationalen Initiativen. Das neue Veranstaltungsformat folgt damit dem Vorbild der jährlichen Tagungen des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin in Belarus, hatte sich 2018 mehrfach in Deutschland informiert, wie die vielen Handlungsfäden aus einzelnen Projekten zu einem nationalen Monitoring zusammengeführt werden können. Entsprechende Studienfahrten waren aus Mitteln der UNDP und des Förderprogramms Belarus ermöglicht und realisiert worden. Marianna Schtschotkina hatte dadurch persönlich an der 18. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin im Juni 2018 teilnehmen können. Entsprechend dankte sie in ihrer Ansprache zur Eröffnung des Forums neben belarussischen Partnern und dem UNDP-Team in Belarus auch der IBB gGmbH für die konstruktive Zusammenarbeit.

Unser Foto zeigt Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin für Belarus, bei ihrer Eröffnungsansprache.

Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin für Belarus, erwähnte die IBB gGmbH in ihrer Eröffnungsansprache und dankte für die konstruktive Unterstützung.

In ihrer Eröffnungsrede warf Marianna Schtschotkina einen Blick zurück auf das bisher Erreichte: Mitte 2017 hatte Belarus als eines der ersten Länder der Region einen ersten Fortschrittsbericht zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) auf dem Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen vorgelegt. Belarus beteiligte sich auch an der Präsentation des SDG-Berichts der Eurasischen Wirtschaftsunion Ende 2017 im UN-Hauptquartier in New York. Im Februar 2018 folgten schließlich SDG-Beauftragte aus über 40 europäischen und eurasischen Ländern der Einladung zum ersten Regionalen SDG-Forum in Minsk. Das erste Nationale Nachhaltigkeitsforum in Minsk mit dem Titel „Eine nachhaltige Zukunft – Gemeinsam!“ führte nun erstmals alle relevanten belarussischen Akteure zusammen, um die politische Verankerung der Agenda 2030 auf nationaler und regionaler Ebene zu verstärken. Aktuell wird die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie 2035 erarbeitet.

Die internationale Wertschätzung, die Belarus für seine Agenda 2030-Politik erfährt, spiegelte sich auch in der Videobotschaft von Amina J. Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, sowie den Beiträgen von Mirjana Spoljaric Egger, Repräsentantin des UNDP-Regionalbüros für Europa und GUS-Staaten, und Joanna Kazana-Wisniowiecki, Leiterin des UN-Büros in Minsk, wider. Ansprachen des stellvertretenden Leiters der Präsidialadministration, des Premierministers sowie der Vorsitzenden beider Parlamentskammern machten zugleich deutlich, dass die Agenda 2030 für die belarussische Führung eine langfristige, zentrale Planungsgrundlage bildet.

Marianna Schtschotkina und Bildungsminister Igor Karpenko stellten sodann 17 junge Botschafter für die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) vor. Sie sollen jeweils einem Nachhaltigkeitsziel ein Gesicht geben und mit ihrem persönlichen Einsatz dafür werben, dass die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen gesichert und damit enkelgerecht gestaltet werden. Schließlich wurden noch die Sieger im Comic-Wettbewerb „Superhelden für Superziele“ geehrt, die sich mit künstlerischen Mitteln dem Thema Nachhaltigkeit genähert hatten.

In drei von den zuständigen Ministern moderierten Themenforen ging es anschließend um die Frage, mit welchen Maßnahmen die SDGs in den Handlungsfeldern Wirtschaft, Umwelt und Soziales erreicht werden können und welche Prioritäten entsprechend in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie 2035 gesetzt werden müssen. Das Nationale Statistikamt Belstat stellte zudem seine neue Nationale Plattform vor, auf der alle Daten zu den Umsetzungsindikatoren der SDGs in Belarus zusammengetragen werden und öffentlich zugänglich gemacht werden. Belstat hat insgesamt 255 Indikatoren für das Monitoring der 17 SDGs und ihrer 169 Unterziele bestimmt, von denen derzeit 75 Prozentauf nationaler Ebene erfassbar sind. Weit dürftiger ist allerdings die Datenlage auf regionaler und lokaler Ebene: Bisher sind nur 61 Indikatoren auf Gebiets- und 13 Indikatoren auf Bezirksebene heruntergebrochen. Damit können auf lokaler und regionaler Ebene derzeit nicht einmal Beiträge zu allen SDGs dargestellt werden. Die Lokalisierung der SDGs ist folglich eine der großen Herausforderungen für die belarussische Nachhaltigkeitspolitik.

Eine weitere Herausforderung ist mit der weitgehenden Digitalisierung vieler Lebensbereiche verbunden. Hier gilt es, sowohl den Risiken, wie dem drohenden Wegfall zahlreicher traditioneller Arbeitsplätze durch angemessene Bildungskonzepte und rechtzeitige Wirtschaftsreformen zu begegnen, als auch die Chancen beispielsweise für die Entwicklung ländlicher Regionen oder für die Inklusion von älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung zu nutzen.

Unser Foto zeigt Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH Dortmund. Sie nahm als deutsche Expertin am ersten Forum teil.

Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH Dortmund, nahm als deutsche Expertin am ersten Forum teil und sagte weitere Unterstützung zu.

Bei der Bewältigung dieser und weiterer mit der Agenda 2030 verbundenen Herausforderungen können die belarussischen Nachhaltigkeitsakteure auch weiterhin auf die Unterstützung durch die IBB gGmbH Dortmund setzen. Denn in Abstimmung mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH bereitet das IBB Dortmund (IBB gGmbH) derzeit die neunte Phase des Förderprogramms Belarus vor (Laufzeit voraussichtlich von April 2019 bis März 2022). Zu den Schwerpunkten werden u.a. die Lokalisierung der SDGs sowie die Desaggregierung von Daten gehören, um eines der zentralen Prinzipien der Agenda 2030 „Niemanden zurücklassen“ zu verwirklichen.

Moritz Schmidt, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V., hat über seine Eindrücke vom Nationalen Nachhaltigkeitskeitforum in einem Interview berichtet.

Die Januar-Ausgabe der Länder-Analysen enthält zudem einen Aufsatz von Dr. Astrid Sahm über die Agenda 2030 in Belarus.

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.