
Unser Nachbericht in einfacher Sprache.
Im Mai 2025 ist eine Gruppe von 14 Personen nach Buchenwald gereist.
Buchenwald war früher ein Konzentrationslager.
Im Konzentrationslager Buchenwald wurden viele Menschen von den Nationalsozialisten eingesperrt, gequält und getötet.
Heute ist Buchenwald ein Ort des Erinnerns, Forschens und Gedenkens.
Diese Fahrt war Teil des Projekts Erinnerungs-D.i.N.G.
Die Abkürzung steht für: Für Demokratie – inklusives Nachdenken über Geschichte.
Im Projekt geht es um zwei Themen: Das erste Thema heißt „Öffentlichkeit der Verbrechen der Nazis am Beispiel der Deportationen von Jüdinnen und Juden und Sinti und Roma vom Hannoverschen Bahnhof in Hamburg aus“. Das zweite Thema heißt „Barrierefreiheit und Teilhabe in der Erinnerung an die Nazi-Verbrechen.“ Über dieses Projekt machen wir einen Podcast in einfacher Sprache.
Wer dabei war
Die Reisegruppe bestand aus 14 Personen.
Elf von ihnen arbeiten fest im Projekt mit – sie sind zwischen 21 und 46 Jahre alt.
Drei Personen gehören zum Organisationsteam.
In Buchenwald wurde die Gruppe empfangen von zwei Fachleuten:
Franziska Bula und Tim Thonagel.
Beide arbeiten in der Gedenkstätte Buchenwald.
Sie kennen sich gut mit dem Thema Inklusion aus.
Das heißt: Sie achten darauf, dass alle mitmachen können – egal welche Unterstützung jemand braucht.
So sind wir gestartet
Am Anfang ging es darum, wie es uns geht.
Jede Person durfte erzählen oder zeigen:
Bin ich müde? Neugierig? Unsicher?
Dazu haben wir farbige Kugeln benutzt:
- Weiße Kugel: Mir geht es gut.
- Orange Kugel: Es geht so. Es ist schwierig.
Die Methode hat geholfen:
Alle konnten sich zeigen, wie sie sind – ohne viele Worte.
Das war gut für die Stimmung in der Gruppe.
Wir lernen die Piktogramme kennen
Ein wichtiges Thema auf der Reise waren die Piktogramme.
Das sind Holztafeln mit einfachen Bildern.
Die Bilder zeigen bestimmte Dinge aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Vorne sieht man das Bild. Hinten auf der Holztafel steht das schwierige Wort.
Das Bild hilft, das schwierige Wort zu verstehen.
Zum Beispiel:
- Konzentrationslager
- Volksgemeinschaft
- SS (Das ist die Abkürzung von Schutz-Staffel. Das war eine gewalttätige Gruppe von Männern. Sie haben die Lager bewacht und Menschen umgebracht.)
- Gedenkstätte
- Häftling

Ein Beispiel für die Arbeit mit den Piktogrammen: Die Holztafel dient als Einstieg in ein Gespräch. Ergebnisse werden auf Pappkarten festgehalten.
Die Bilder wurden gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt.
So konnte jede Person mitentscheiden, was verständlich ist.
Zusätzlich zu den Bildern gibt es es einen Zeitstrahl.
Er besteht aus mehreren Holzleisten mit Rillen.
Man legt die Holzleisten aneinander.
Sie erinnern an Eisenbahngleise.
Die meisten Opfer wurden in Eisenbahnwaggons deportiert.
Man steckt die Piktogramme in die Rillen – in der richtigen Reihenfolge von 1920 bis heute.
Das haben wir mit den Piktogrammen gemacht

Auf der Holztafel sind Baracken abgebildet. Im Vordergrund sieht man Stacheldraht. Das ist das Piktogramm für Konzentrationslager.
Die Gruppe hat sich die Holztafeln genau angeschaut.
Dann haben wir gemeinsam besprochen:
Was sehen wir auf dem Bild?
Was bedeutet das?
Was wissen wir schon dazu?
Dann haben wir das Wort auf der Rückseite gelesen.

Die Holztafel zeigt einen Menschen an einem Rednerpult. Drei Menschen stehen davor. Alle strecken den rechten Arm in die Höhe.
So sind viele Gespräche entstanden.
Alle konnten mitreden – mit eigenem Wissen, mit Fragen, mit eigenen Gedanken.
Ein Teilnehmer sagte zu einem Bild:
„Eine Figur macht den Hitlergruß, aber trägt keine Armbinde. Ich glaube, das ist ein Mitläufer.“
Dann erklärte er: „Ich habe auch schon bei Sachen mitgemacht, die ich nicht gut fand. Weil ich dazugehören wollte.“
Viele fanden diese Erklärung sehr genau. Sie zeigt, dass Menschen heute ebenfalls Mitläufer sein können. Auch man selbst.
Der Rundgang über das Gelände
Danach ging die Gruppe raus auf das Gelände.
Wir haben das ehemalige Häftlingsgelände besucht.
Über viele Begriffe, die wir vorher mit den Piktogrammen gelernt hatten, konnten wir draußen weitersprechen.
Wir haben uns gefragt:
- Wie war das Lager aufgebaut?
- Wie lebten die Menschen dort?
- Wer bewachte sie?
- Konnten sie fliehen?
- Was wussten die Menschen aus der Nachbarschaft vom Lager?
Die Gruppe hat viele Eindrücke gesammelt.
Franziska Bula und Tim Thonagel haben erklärt, aber es war kein Vortrag.
Es war eher ein Gespräch – mit viel Raum für eigene Gedanken.
Eine wichtige Botschaft
Am Ende des Tages hat ein Teilnehmer einen Satz gesagt, der für viele sehr wichtig war:
„Inklusion heißt – meine Zeit stimmt.“
Dieser Satz bedeutet:
Jeder Mensch lernt in seinem eigenen Tempo.
Es hilft, wenn genug Zeit da ist – für Gespräche, Pausen, Nachdenken und Gefühle.
So kann sich jede und jeder mit dem Thema beschäftigen – auf die eigene Weise.
Der Satz bedeutet aber auch:
Die Zeit, die wir gemeinsam haben, ist genau richtig.
Wir schauen darauf, was möglich ist – Schritt für Schritt.
Das gibt Sicherheit und schafft eine gute Stimmung in der Gruppe.
Franziska Bula und Tim Thonagel haben gesagt:
Sie erleben selten Gruppen, die so aufmerksam miteinander und dem Besuch in einer Gedenkstätte umgehen.
Sie haben gesagt: Wir lernen viel mit euch.
Wir lernen, dass es gut ist, darüber zu sprechen, was wir machen wollen. (Und nicht darüber zu sprechen, was wir alles nicht machen können!)
Zweiter Tag: Täter, Mitläufer, Öffentlichkeit

Das Bild zeigt die Arbeit mit den Piktogrammen „Häftling“, „SS“ und „Berichterstattung“. Es sind zusätzliche Fotos von Menschen aus der damaligen Zeit zu sehen.
Am zweiten Tag ging es um die Täter.
Also die Menschen, die das Lager gebaut, bewacht oder mitgemacht haben.
Und auch um die Frage:
Wie viel wussten andere Menschen damals über das Lager?
Die Gruppe hat gelernt:
Die Verbrechen waren nicht geheim.
Viele Menschen haben die Häftlinge gesehen – auf der Straße, bei der Arbeit, beim Bau.
Auch in der Stadt Weimar lebten viele Menschen, die davon wussten.
Es gab auch Menschen, die Häftlinge verraten haben, wenn ihnen die Flucht aus dem Konzentrationslager gelungen war.
Die Gewalt war an vielen Orten öffentlich zu sehen – sie sollte Angst machen und Macht zeigen.
Auch nach dem Krieg blieben viele Täter in der Gesellschaft – als Lehrer oder in anderen Berufen.
Niemand sprach darüber.
So blieben sie sichtbar, aber ihre Schuld wurde unsichtbar gemacht.
Das nennt man auch: Verschweigen.

Franziska Bula berichtet an der ehemaligen Tankstelle auf dem Karacho-Weg: Auf diesem Weg wurden Häftlinge bei ihrer Ankunft im KZ von SS-Männern zur Eile angetrieben, angeschrien, geschlagen und erniedrigt.
Das haben wir gelernt
- Alle Menschen brauchen Zeit. Besonders bei schweren Themen wie dem Nationalsozialismus.
- Piktogramme helfen beim Verstehen. Sie machen schwierige Begriffe sichtbar und besprechbar.
- Die Verbrechen waren öffentlich. Viele haben sie gesehen. Die meisten haben sich nicht gewehrt gegen die Verbrechen und die Gewalt. Die meisten Menschen im Deutschen Reich haben eher mitgemacht.
- Inklusion ist mehr als Mitmachen. Wenn wir Barrieren abbauen, lernen wir alle neu. Auch in der Erinnerung an den Nationalsozialismus.
- Einfach sprechen ist schwer. Zum Beispiel im Podcast. Aber es ist wichtig und lernbar.
Das Projekt wird von der Stiftung EVZ und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Programms JUGEND erinnert vor Ort & engagiert gefördert.
Mehr über das Projekt erfahren Sie auf unserer Projektseite.